Als ich vom traditionellen Rauchen aufs Vaping umgestiegen bin, dachte ich, ich würde meinem Körper einen Gefallen tun – weniger Teer, keine Verbrennung, bessere Gerüche. Schnell habe ich allerdings bemerkt, wie meine Hand öfter zur E-Zigarette greift als sie je zur Tabakzigarette gegriffen hat. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Vaping ist unauffälliger, überall möglich und der angenehme Geschmack der Liquids verwandelt den Akt des Rauchens in ein nahezu grenzenloses Vergnügen. Außerdem, ohne das Ende einer Zigarette als klaren Abschluss, vapen viele kontinuierlich weiter, ohne eine natürliche Pause zu finden.
Offensichtlich arbeitet unser Hirn etwas anders, wenn es um Vaping geht. Die zahlreichen Geschmacksrichtungen und die Möglichkeit, jederzeit einen Zug zu nehmen, ohne dass eine ganze Zigarette geraucht werden muss, führen dazu, dass die Schwelle für den nächsten Zug viel niedriger ist. Ebenso spielt das soziale Image eine Rolle. Vaping wird nicht so stark stigmatisiert wie das Rauchen einer Zigarette, was die Hemmschwelle zusätzlich senkt. Auch die Abwesenheit des Rauchgestanks führt dazu, dass wir uns weniger Gedanken um unsere unmittelbare Umwelt machen.
Die Tatsache, dass man seine E-Zigarette einfach in die Tasche stecken und überall hin mitnehmen kann, wo Rauchen verboten ist, trägt nicht unbedingt zur Konsumreduktion bei. Die konstante Verfügbarkeit führt zu einer unscheinbaren Gewohnheit; viele Nutzer vapen beispielsweise unbewusst während der Arbeit oder beim Fernsehen. Anders als bei herkömmlichen Zigaretten, die jeweils angezündet werden müssen, ist der Zugang zum Vaping viel direkter und problemloser.
Nikotin ist suchterzeugend, keine Frage. Aber nicht nur das Nikotin hält Vaper am Gadget. Die unglaubliche Vielfalt der Geschmacksrichtungen macht das Vaping zu einer Entdeckungsreise und trägt zur ständigen Neugier bei, weitere Liquids auszuprobieren. Jeder neue Geschmack bringt ein neues Erlebnis, und ehe man sich versieht, hat man ein Sortiment an Liquids zu Hause, die alle ausprobiert und 'erlebt' werden wollen.
Vaping hat eine eigene Kultur entwickelt. Es geht dabei nicht nur um das Konsumieren von Nikotin, sondern auch um das Teilen von Erfahrungen, den Austausch von Geräten und Liquids und das gemeinschaftliche Erleben von Geschmäckern. Dieser soziale Faktor kann zum Mehrkonsum anregen, da das Vaping darüber hinaus oft als weniger schädlich wahrgenommen wird und somit ein gemeinschaftliches Vergnügen bietet, welches man gerne teilt und auslebt.
Ein weiterer Faktor ist die Kontrolle über die Nikotinstärke. Viele denken, indem sie eine geringere Nikotinkonzentration wählen, tun sie etwas Gutes für ihren Körper. Was dabei oft unterschätzt wird, ist die Neigung, dann einfach häufiger oder länger zu ziehen, um das gewohnte Nikotinlevel zu erreichen. Hier kommt es also auf eine bewusste Regulierung an.
Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mehr vape, als ich geraucht habe. Als ich mit dem Vaping begann, schien es, als hätte ich die Kontrolle über mein Rauchverhalten zurückgewonnen. Schnell wurde mir klar, dass ich stattdessen eine neue Routine entwickelt hatte, die nicht zwingend gesünder war. Das ständige Bei-mir-Tragen meines Vape Pens und die soziale Akzeptanz führten dazu, dass ich deutlich mehr konsumierte, ohne es wirklich zu realisieren. Erst als ich mein Verhalten reflektierte und bewusst Pausen einlegte, konnte ich ein gesünderes Konsummuster etablieren.
Um das Vaping bewusster anzugehen, empfehle ich, feste Zeiten für das Vaping zu etablieren und bewusste Pausen zu setzen. So kann man den Konsum besser kontrollieren und vermeidet die unbewusste Dauernutzung. Das Führen eines Vaping-Tagebuchs kann ebenfalls eine gute Methode sein, um sich den eigenen Konsum vor Augen zu führen. Wichtig ist auch, sich nicht von der riesigen Auswahl an Geschmacksrichtungen und Trends mitreißen zu lassen und bewusste Entscheidungen zu treffen, die dem eigenen Wohlergehen dienen.